Die seit 1879 vom Senat verwalteten und betriebenen Gewächshäuser im Jardin du Luxemburg sind sowohl ein Ort, an dem Pflanzen für die Verschönerung des Gartens und die Blumendekoration des Palais du Luxembourg produziert werden, als auch ein Ort, an dem ein pflanzliches Erbe aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bewahrt wird.

Seit Angliederung der Ländereien der Kartäuser-Domaine kurz nach der Französischen Revolution (1796) an den Jardin du Luxembourg waren an dieser Stelle immer Gewächshäuser.

Heute befinden sich auf einer Fläche von 3600 m²:

  •     eine Orangerie, die in den 1860er Jahren erbaut, aber bald anderweitig genutzt wurde,
  •     eine Reihe von Gewächshäusern, darunter das Orchideenhaus, das aus 7 „Kapellen” besteht, die die verschiedenen Klimazonen der Herkunftsregionen der Pflanzen nachbilden,
  •     verglaste Frühbeete,
  •     eine Zone für die Verwertung (Kompostierung) von Pflanzenabfällen.

In Gewächshäusern wird „integrierter Pflanzenschutz” praktiziert: Um die Feinde der Kulturen (Blattläuse, Bläulinge ...) zu bekämpfen, werden natürliche Räuber eingesetzt (Fliegen, Milben).

Les orchidées

Die Orchideensammlung des Gartens wurde 1838 durch einer Pflanzensendung des Arztes des brasilianischen Kaisers an die medizinische Fakultät Paris begründet, die sich damals auf dem Gelände der ehemaligen Karthäuser-Baumschule südlich des heutigen Jardin du Luxembourg befand. Durch den Austausch mit Gärtnern und Sammlern wuchs die Sammlung auf 1.200 Arten an. Zu dieser Zeit wusste man fast nichts über die Kultivierung dieser geheimnisvollen Pflanzen und vor allem über ihre Vermehrung. 1859 wurde der botanische Garten der medizinischen Fakultät aufgelöst und der Senat erklärte sich bereit, die Orchideensammlung zu übernehmen, indem er eigens ein Gewächshaus für die Unterbringung der Sammlung bauen ließ.

Die Sammlung umfasst heute 150 Gattungen mit über 1.350 verschiedenen tropischen Orchideenarten, Kultivaren und Hybriden in über 10.000 Töpfen. Zu den bemerkenswertesten gehören: Lycaste skinneri, Peristeria elata, Schomburgkia superbiens, Stenorrhynchus speciosus und die nationale Orchideensammlung aus Guyana.

Zwar gibt es keine genauen Informationen über den Inhalt der Sammlung, als sie in den Garten kam, aber die Anzahl der Hybriden, die ab 1883 jedes Jahr gezüchtet wurden, und die große Vielfalt an Arten, die man damals verwendete, deuten darauf hin, dass die Sammlung bereits sehr reich an Paphiopedilum war. Diese ist heute mit über 60 Arten und 540 Kultivaren die am stärksten vertretene botanische Gattung und bildet die größte Sammlung dieser Gattung in Frankreich, die vom Conservatoire des Collections Végétales Spécialisées (C.C.V.S.) als „nationale Sammlung” anerkannt wurde.

 

Die Paphiopedilum

Paphiopedilum, auch „Frauenschuh” genannt, sind terrestrische, epiphytische oder auch lithophytische Orchideen. Sie sind alle und ausschließlich in Südostasien beheimatet (Nepal, Südchina, Vietnam, Thailand, Philippinen, Neuguinea  ...). In Paris sind sie also Pflanzen für kalte bis gemäßigte Gewächshäuser, die je nach ihrem natürlichen Biotop unterschiedliche Temperatur- und Lichtbedürfnisse haben. Einige Paphiopedilum wachsen in 2.500 m Höhe, andere auf Meereshöhe (Hybriden haben häufig Ansprüche, die zwischen denen ihrer Eltern liegen).

Seit ihrer Gründung hatte die Orchideensammlung im Jardin das Glück, frühzeitig von den Entdeckungen neuer Kulturtechniken zu profitieren: Verwendung von Rhizoctonia-Inokulum zur Förderung der Samenkeimung, Kultur dieser Stämme auf Agarmedium und seit den 1960er Jahren Techniken der asymbiotischen Aussaat in vitro in einem eigens dafür eingerichteten Kulturlabor.

Dieses außergewöhnliche Kulturerbe ist der Öffentlichkeit jedes Jahr anlässlich der Europäischen Tage des Kulturerbes im September zugänglich.

Auszeichnungen, die dem Jardin du Luxembourg bei internationalen Orchideenausstellungen verliehen wurden

  • 1997: Goldmedaille beim Europäischen Kongress in Genf
  • 1999: Silbermedaille bei der London Orchid Show
  • 2002: Goldmedaille bei der London Orchid Show
  • 2003: Goldmedaille beim Europäischen Kongress in London
  • 2005: Bronzemedaille beim Weltkongress in Dijon
  • 2007: Goldmedaille und Westonbirt Medal bei der London Orchid Show
  • 2010: Silbermedaille bei der Chelsea Flower Show
  • 2021: Erster Standpreis der Association Francophone pour le Jugement d'Orchidées
  • 2022: Erster Standpreis der Société Nationale d'Horticulture de France und der Association Orchidées 59
  • 2023: Erster Standpreis der Société Nationale d'Horticulture de France und der Association Francophone pour le Jugement d'Orchidées