Die Obstsorten stammen aus der Obstsammlung des Jardin du Luxembourg, deren Ursprung bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Der Obstgarten entstand um 1650, als sich ein Bürger von Vitry im Département Val-de-Marne als Frère Alexis im Pariser Karthäuserkloster, das damals an den Palais du Luxembourg angrenzte, zur Ruhe setzte. Dank des Talents dieses Mannes wuchs der Ruf der Obstbaumschule der Kartäuser mit seiner Produktion: Ab 1712 verließen jedes Jahr mehr als 14.000 Obstbäume das Anwesen.

Im folgenden Jahrhundert konnte die Kongregation dank ihrer zahlreichen Verbindungen in Europa die besten Obstarten und -sorten beschaffen und so die wertvollste Sammlung einheimischer und akklimatisierter Obstbäume der Welt anlegen.

Doch am 2. November 1789 setzte die Nationalversammlung dem Glanz der Baumschule der Kartäuser ein endgültiges Ende, indem sie die Verstaatlichung der Güter des Klerus verfügte. Die Gärtnerei erlebte nach und nach ihren Niedergang und stand kurz vor dem Aus. Ihre Rettung verdankte sie Jean Chaptal, dem Innenminister Napoleons I., der zu dieser Zeit die Landwirtschaft in seinem Zuständigkeitsbereich hatte. Er war sich bewusst, dass dieses einzigartige Pflanzenerbe geschützt werden muss und ordnete die Wiederherstellung der Obstsammlung auf demselben Gelände an, das zuvor von den Kartäusern bewirtschaftet worden war.

1866 erhielt der Jardin du Luxembourg mit seinem Obstgarten durch die Anlage der Rue Auguste Comte seine endgültigen Grenzen.

Die Sammlung umfasst heute etwas mehr als 1.000 Bäume auf 2.100 m² mit 379 Apfel- und 247 Birnensorten. Der Obstgarten wurde 1991 offiziell von der Association française pour la conservation des espèces végétales (A.F.C.E.V.) als „verger conservatoire” anerkannt und beschäftigt sich mit der Wiederherstellung der Obstsammlung der Karthäuser. Diese wurde vom Conservatoire des collections végétales spécialisées (C.C.V.S.) mit dem Gütesiegel „nationale Sammlung” ausgezeichnet.

Der Obstgarten unterstützt außerdem den Unterricht, der jedes Jahr von der Gartenbauschule École d'Horticulture du Jardin du Luxembourg abgehalten wird.

Die Geschichte des Obstgartens

Die Geschichte des Obstgartens im Jardin du Luxembourg begann um 1650, als ein Bürger von Vitry beschloss, sich bei den Kartäusern, die vor vierhundert Jahren von Ludwig IX. dem Heiligen südlich von Paris angesiedelt worden waren, von der Welt zurückzuziehen.

Vitry war damals einer der wenigen Orte, an denen die Kunst der Formung und Aufzucht von Obstbäumen praktiziert wurde. Die verschiedenen Bäume wurden dafür in den Wäldern aus Wurzelstöcken und spontan keimenden Samen gewonnen. Olivier de Serres war der erste, der in seinem 1600 erschienenen Werk „Le Théâtre d'Agriculture” die Kunst der Zucht von Bäumen in Baumschulen behandelte.

Schon bald beauftragten die Kartäuser Bruder Alexis, auf ihrem etwa 40 Hektar großen Anwesen junge Obstbäume zu züchten, zunächst für den Eigenbedarf und später für den Verkauf. Dank seines Talents wuchs der Ruf der Baumschule der Kartäuser und mit ihm ihre Produktion. Ab 1712 verließen jedes Jahr über 14.000 Obstbäume das Gut. Bruder François und Bruder Philippe folgten Bruder Alexis nach und setzten den Ruf der Baumschule fort.

Als 1750 Bruder Philippe starb, war kein Bruder in der Lage, seine Nachfolge anzutreten. Die Kartäuser beschlossen daraufhin, den geschickten und renommierten Baumzüchter Christophe Hervy zu engagieren. Dieser Mann sollte die Baumschule der Karthäuser 46 Jahre lang leiten und ihr zu europäischem Ruhm verhelfen.

Dank der zahlreichen europäischen Verbindungen der Kongregation konnte Hervy die besten Obstarten und -sorten beschaffen und so in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die wertvollste Sammlung einheimischer und akklimatisierter Obstbäume der Welt aufbauen. Obwohl der Preis für die hiesigen Bäume höher war als anderswo, war fast die gesamte Produktion meist schon im Sommer ausverkauft.

In manchen Jahren reicht die Produktion nicht aus, dann empfahl Hervy Bäume aus anderen Baumschulen. Dies war ein Zeichen für Vertrauen und Anerkennung des Baumschulbesitzers. Hervy veröffentlichte mehrere Jahre lang (1752, 1767, 1768, 1786 usw.) den Catalogue des Pépinières des Chartreux, eine Broschüre mit wenigen Seiten, in der die bei den Kartäusern vorhandenen Sorten aufgeführt waren. Leider befindet sich heute keiner dieser Kataloge im Besitz der Conservation des Jardins du Luxembourg. Danach bewahrte Michel Christophe das von seinem Vater erworbene Wissen und perfektionierte es.

Mit der Revolution fand das 140 Jahre zuvor begonnene Werk jedoch ein abruptes Ende. Am 2. November 1789 verfügte die Nationalversammlung durch die Verstaatlichung der Güter des Kleruns das Aus der Gärtnerei. Im darauffolgenden Jahr erwarb die Gemeinde Paris das Anwesen der Kartäuser vom Staat. Ein großer Teil der Bäume der Baumschule wurde verkauft. Da es keinen Ersatz gab, ging der Baumschule die Luft aus.

Als die Brüder Thouin das Desaster erkannten, erreichten sie, dass Hervy dem Jardin des Plantes zwei Bäume jeder Gattung, Art und Sorte übergab. Im Winter 1795 erhielten Vater und Sohn Hervy den Auftrag, den Rest der auf 18.000 Exemplare geschrumpften Baumschule, die wenige Jahre zuvor noch Millionen von Bäumen gezählt hatte, in die ehemalige königliche Domäne von Sceaux zu überführen.

Die völlig zerstörte Gärtnerei, die stark dezimierten Sammlungen - die Geschichte könnte hier enden, wenn es im Innenministerium mit Jean Chaptal nicht einen aufgeklärten Beschützer der Künste und Wissenschaften gegeben hätte. Der Minister wollte ganz Europa die Exzellenz der französischen Landwirtschaft demonstrieren. Er bat die Hervys, die Obstsammlung auf demselben Gelände, das einst den Kartäuser gehört hatte, wiederzubeleben. Das Gelände, auf dem die Kartäuser ihre Bäume gepflanzt hatten, existiert jedoch nicht mehr: Das weitläufige Anwesen war zerstückelt worden, indem man einen Teil davon mit dem Jardin du Luxembourg verband, Straßen (den heutigen Boulevard St. Michel in seinem südlichen Teil und die heutige Rue d'Assas) und die 665 m lange und 40 m breite Avenue de l'Observatoire anlegte. Was von dem Gelände übrig geblieben war, wurde von einem Kloster, Häusern und vor allem von Ruinen eingenommen. Wie sollte man inmitten dieser Trümmer und unter den Blumenbeeten des Jardin du Luxembourg eine Baumschule anlegen, die das Nützliche mit dem Angenehmen verbindet? Chaptal zögerte nicht: Unter der Leitung von Hervy Sohn, der zum Direktor der Pépinière Nationale des Chartreux ernannt worden war, wurden enorme Erdarbeiten durchgeführt. Die vor Ort gewonnenen Steine wurden verkauft, um einen Teil der Kosten zu decken, der Boden wurde eingeebnet und dann mit Muttererde bedeckt. Im Winter 1801-02 wurde mit der Pflanzung der Bäume begonnen, wobei das Gelände in zwei Teile geteilt wurde: für die aus Sceaux zurückgekehrten Bäume (ein einziges Exemplar jeder Art oder Sorte zur Wiederherstellung der Sammlung) und für die eigentliche Baumschule wurden Pfirsichspaliere, Birnenpyramiden, eine Sammlung von Pflaumen- und Kirschbäumen sowie zahlreichen Apfel- und Birnensämlinge verwendet.

Ab 1804 bot die beliebte Pépinière Nationale des Chartreux 80.000 Bäume an: Quitten, unveredelte, Süß- und Paradiesapfelbäume, Mandelbäume, Kirsch- und Pflaumenbäume. Die Baumschule. Der Grundstein für einer Gartenbauschule war gelegt: Die Baumschule wurde für Besucher und sonstige Interessenten geöffnet. Die Präfekten konnten Schüler schicken, um dort Kenntnisse in der Kunst der Formung oder Zucht von Bäumen zu erwerben. Im Frühjahr 1809 erlaubte der neue Innenminister Champmol, Graf des Kaiserreichs, Hervy, einen praktischen und kostenlosen Kurs über die Aufzucht von Obstbäumen abzuhalten. Diese Schule überstand die Kriege und Regimewechsel fast ohne Unterbrechung und hat auch heute noch jedes Jahr rund 250 begeisterte Teilnehmer.

Chaptal wollte in dieser Baumschule auch alle in Frankreich angebauten Arten und Sorten von Weinreben sammeln, um eine Nomenklatur der verschiedenen bekannten Traubensorten zu erstellen. Für die Umsetzung seines Vorhabens beauftragte er alle Präfekten Frankreichs, die in jedem Departement vorhandenen Rebsorten zu sammeln. Auf diese Weise entstand die beste Weinstocksammlung, die es je gegeben hatte.

Im Jahr 1842 besaß die École des Vignes dank der Arbeit von Jules-Alexandre Hardy, dem Chefgärtner des Jardin du Luxembourg, bis zu 1.498 verschiedene Arten oder Sorten. 1848 waren es bereits 1.924. In einem undatierten Katalog, der Hardy Mitte des 19. Jahrhunderts zugeschrieben wird und kürzlich im Archiv des Senats gefunden wurde, sind 797 Sorten aufgeführt. Diese Sammlung verschwand leider in den 1860er Jahren während der Bauarbeiten, die unter Napoleon III. in diesem Pariser Viertel durchgeführt wurden, und wurde nie wieder neu aufgebaut.

Die Baumschule sollte noch weitere schwierige Zeiten erleben. Obwohl sie seit einer königlichen Verordnung von Juni 1814 zusammen mit dem Palais du Luxembourg und seinen Nebengebäuden dem Oberhaus zugeordnet worden war, unterstand sie administrativ immer noch dem Innenministerium. Da sie die Peerkammer für überflüssig hielt, wurden ihr keine Mittel mehr bewilligt. Im Jahr 1828 wurde die Baumproduktion daher aus Geldmangel eingestellt. Dann wurde sie zwischen verschiedenen Behörden hin und her geschoben und fiel schließlich in den Zuständigkeitsbereich des Bildungsministeriums, das sie in zwei Teile teilte. Der östliche Teil des Grundstücks wurde der medizinischen Fakultät von Paris zugewiesen, um dort einen botanischen Garten für Heilpflanzen anzulegen. Den westlichen Teil erhielt das Museum für Naturgeschichte, das es zehn Jahre lang behielt und schließlich zurückgab, da es keine Mittel für die Nutzung hatte. Im August 1848 wurden die wenigen verbliebenen Grundstücke der Grande Pépinière, die noch dem Senat unterstanden, in einen Garten umgewandelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1866 erhielten der Jardin du Luxembourg und der heutige Obstgarten mit der Schaffung der Rue Auguste Comte im Rahmen der Haussmann-Arbeiten ihre endgültigen Grenzen. Die Stadt Paris gestaltete danach im Auftrag des Senats das Gelände ein letztes Mal auf eigene Kosten um und verlieht diesem Teil des Gartens den zu dieser Zeit sehr beliebten „englischen” Landschaftsstil.

Der Grundriss und die Bepflanzung, die man heute noch sehen kann, werden Barillet Deschamps, einem Mitarbeiter von Alphand, zugeschrieben. Unter der Leitung von Auguste Rivière, dem Chefgärtner, wurde ein neuer Obstgarten entlang der Rue Auguste Comte angelegt. Der für diesen Garten benötigte Mutterboden wurde aus Châtillon, einer Gemeinde in der Nähe von Paris, herangeschafft. Von nun an sollte der Obstgarten des Luxembourg der Erhaltung von Obstsorten, hauptsächlich Äpfel und Birnen, dienen, wobei der Aspekt der Baumschule im eigentlichen Sinne keine Rolle mehr spielte.

Ab Anfang des Jahrhunderts suchten die Konservatoren, während sie die Sammlung erhielten, nach einer visuellen und praktischen Unterstützung für ihre Kurse. Also wurde die Sammlung um zahlreiche Obstsorten ergänzt: Kirsch- und Pflaumenbäume, die manchmal in freier Form als Hochstamm gepflanzt wurden. Diese Ausrichtung wurde in den 1950er Jahren verstärkt fortgesetzt, als der Obstgarten als Modell für Hobbygärtner diente, die sich selbst mit Obst versorgen wollen. Im Fokus standen jetzt Produktivität und Erträge in der Klasse I (für den Verkauf), was manchmal zu Lasten der Sammlungen, vor allem aber zu Lasten der Artenvielfalt ging.

Mitte der 1970er Jahre, nach einer Verarmung der Sammlung, änderte sich der Fokus erneut. Man wurde sich bewusst, dass der Sortenbestand verarmt war. Daher kam es zu einem regen Austausch von Pfropfreisern zwischen dem Garten und zahlreichen Vereinen in ganz Frankreich und sogar im Ausland. Mitte der 1990er Jahre rückte die Apfel- und Birnensammlung in den Mittelpunkt, auch wenn die anderen Arten für Kurse behalten wurden (einige „neue” Arten wurden sogar eingeführt, z. B. Kiwis, Kakis usw.). Es wurde versucht, die Sammlung der Kartäuser wieder aufzubauen.

1991 wurde der Obstgarten von der Association Française pour la Conservation des Espèces Végétales als Obstgarten anerkannt. Erhalten werden nicht nur Sorten, sondern auch Obstformen wie die einfachsten: U einfach, doppelt, Dreizack, Chauffour-Grill, Kandelaber; alle Becher, ob freistehend, mit Spalier oder aneinandergereiht; aber auch alle Palmetten wie Verrier, umgeklappt, Legendre, à la diable, Ferraguti, Baldassari, schräg; Rauten, Dreikant, Marchand-Fahne, Kreisel, Quirle, Säulen, Spindelbusch oder auch anspruchsvollere Formen wie gestufte oder geflügelte Pyramiden und Becher in Form eines offenen Buches.

Was geschieht mit dem Obst? Die in jedem Jahr geernteten Früchte sind für die pomologischen Ausstellungen bestimmt, an denen der Senat teilnimmt, und werden einer humanitären Organisation im 6. Arrondissement von Paris, der Soupe Populaire, gespendet.

Der von Michel-Christophe Hervy erstellte Katalog der École Impériale du Luxembourg aus dem Jahr 1804 gibt uns einen Einblick in die extreme Vielfalt der Obstarten und -sorten, die zu dieser Zeit in der Baumschule gesammelt wurden: Feigen (10 Sorten), Maulbeeren (3 Sorten), Brombeeren (4 Sorten), Himbeeren (8 Sorten), Fruchtrosen (2 Sorten), Erdbeerbäume (2 Sorten), Johannisbeeren (20 Sorten), Berberitzen (7 Sorten), Platanen (3 Sorten), Hartriegel (3 Sorten), Mandelbäume (16 Sorten), Aprikosenbäume (15 Sorten), Kirschbäume (46 Sorten), Pflaumenbäume (68 Sorten), Apfelbäume (87 Sorten), Mostapfelbäume (32 Sorten), Birnbäume (137 Sorten), Kompottbirnen (14 Sorten), Mostbirnbäume (38 Sorten), Quitte (3 Sorten), Speierling (1 Sorte), Alant (1 Sorte), Mispel (4 Sorten), Buchen (1 Sorte), Walnussbäume (13 Sorten), Haselnusssträucher (8 Sorten), Kiefern (2 Sorten), Pfirsichbäume (39 Sorten), Nektarinen (5 Sorten), Brugnolen (1 Sorte), Weinreben (135 Sorten mit schwarzen und 36 Sorten mit weißen Kernen).

Die berühmteste Obstform im Jardin du Luxembourg ist zweifellos die große Spirale und die große Palmette aus „Louise Bonne d'Avranches”, die 1867 und 1869 von Auguste Rivière gepflanzt wurden. Auf Wildreis gepfropft, produzierten diese Bäume durchschnittlich 100 kg Früchte pro Jahr. Die Zeit, die für ihre Bildung benötigt wurde, betrug etwa 50 Jahre. Die große Palmette bildete ein riesiges Viereck von 5,20 m Länge und 5 m Höhe. Die Gesamtlänge ihrer 19 Äste betrug 96 m , während die beiden Äste, die die äußere Hülle der Palmette bildeten, allein 14,80 m lang waren. Der Fruchtstand war sehr üppig: 1917 wurden über 1.000 Früchte mit einem Gewicht von jeweils 100 g geerntet. Die 1978 gefällte Spirale ist erhalten und wird in manchen Jahren während der Herbstausstellung des Jardin du Luxembourg in der Orangerie der Öffentlichkeit gezeigt. Die große Spirale, die 1979 abstarb, ereilte das gleiche Schicksal.